Zum weisen Sokrates kam einer und sagte: „Höre, Sokrates, das muss ich dir erzählen!“
„Halte ein!“ unterbracht ihn der Weise, „hast du das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe gesiebt?“ – „Drei Siebe?“, fragte der andere voller Verwunderung.
„Ja, guter Freund! Lass sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die 3 Siebe hindurchgeht: Das erste ist die Wahrheit. – Hast du alles, was du mir erzählen willst, geprüft, ob es wahr ist?“ „Nein, ich hörte es jemanden erzählen und…“
„So, so! Aber sicher hast du es im zweiten Sieb geprüft. – Es ist das Sieb der Güte. Ist das, was du mir erzählen willst, gut?“ – Zögernd sagte der andere: „Nein, im Gegenteil…“
„Hm“, unterbrach ihn der Weise, „so lasst uns auch das dritte Sieb noch anwenden. – Ist es notwendig, dass du mir das erzählst?“ – „Notwendig nun gerade nicht …“
„Also”, sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wahr noch gut noch notwendig ist, so lass es begraben sein und belaste dich und mich nicht damit.“
Hier noch eine kindergerechte Version:
Siebe deine Worte
Hast du auch schon mit einem Sieb im Sandkasten gespielt? Wenn nicht, musst du das unbedingt nachholen! Mit einem Sieb kann man kleine Steinchen, Holzstückchen oder andere Verunreinigungen aus dem Sand sieben. Diese unerwünschten Dinge wirft man weg und es bleibt der feine Sand zurück, mit dem man super spielen kann. Nun ist es auch sinnvoll, dass wir das, was wir über andere sagen wollen, durch drei Siebe lassen. «Aber wie geht denn das?», denkst du jetzt vielleicht. Ich erkläre es dir:
Das erste Sieb ist die Wahrheit. Alles, was du über andere sagen möchtest, aber nicht sicher weisst, ob es wirklich stimmt, bleibt in diesem Sieb hängen. Das bedeutet, sage es nicht, da du nicht weisst, ob es stimmt.
Das zweite Sieb ist die Frage, ob es etwas Gutes ist, das du erzählen willst. Schlechte Dinge über andere erzählen wir oft nur, damit man sieht, dass wir besser sind als der Andere. Doch gefällt es Gott, wenn wir nicht schlecht über andere reden.
Das dritte Sieb ist die Frage, ob das, was ich sagen will, notwendig ist. Manchmal ist es besser, etwas über eine Kollegin oder einen Kollegen nicht allen zu erzählen, sondern es für sich zu behalten.
Übrigens ist es bei den Wörtern wie beim Sand: Wenn wir das Schlechte heraus sieben, entsteht etwas, das Freude macht. Siebe alles, was du sagen willst, zuerst mit diesen drei Sieben. Dadurch redest du so, dass du die Anderen nicht verletzest und traurig machst, sondern so, dass du sie achtest und ihnen Freude bereitest.
Andreas Kunz